Auf der Suche nach dem korrekten Schnitt und der richtigen Technik habe ich vor Jahren, als es noch kein Internet gab, etliche Bücher gewälzt, voller Fotos und Zeichnungen, und wurde immer verwirrter. Der wahre Rosenschnitt ist ein Mysterium, ein Geheimnis, das offensichtlich nur wenig Eingeweihten bekannt ist und diese geben davon eine Unmenge verwirrenden Details preis, die sich kaum realisieren lassen, wenn man mit Handschuhen und Schere vor dem eigenen Rosenbusch steht. Was tun mit dem Strauch, denn ein Herunterschnippeln auf 7 Augen ist bei historischen Rosen gar nicht zu empfehlen.
Zuerst einmal braucht man gescheites Arbeitsmaterial: Dornensichere Handschuhe und eine leichtgängige, gelenkschonende Rosenschere sowie eine größere Astschere - und Zeit.
Ich habe neu gepflanzte historische Rosen die ersten 3 Jahre so gut wie gar nicht geschnitten. Nur im Frühjahr die Frostschäden abgeschnitten und die Triebspitzen leicht eingekürzt...fertig.
Ab dann wachsen die Schätze.
Es gilt zu unterscheiden, ob es sich um einmal blühende oder remontierende Exemplare handelt, denn die erst genannten blühen am alten Holz und die zweiten am neuen Holz. Ist der Strauch aber bereits gut gewachsen und schneidet man nur im Frühling, unterscheidet sich der Schnitt eigentlich nicht voneinander.
Am besten schneidet man in dieser Reihenfolge:
1. Frostschäden und braunes, totes Holz herausholen.
2. Überprüfen, ob Triebe schräg wachsen und zu anderen Trieben so stehen, dass sich Zweige reiben, blockieren und verletzen. Das erhöht die Infektionsgefahr durch Pilze und lässt Äste absterben.
3. Blockierende Äste in die Hand nehmen und so einkürzen, dass sie wieder frei wachsen können. Vorsicht: Gesicht in Sicherheit bringen! Der Schnitt wird schräg über einem Blattaustrieb angesetzt. Bitte darauf achten, in welche Richtung der Blattaustrieb wächst: Benachbarte Zweige sollten so geschnitten werden, dass der neue Blattaustrieb jeweils in eine andere Richtung zeigt, damit die neuen Austriebe nicht wieder ineinander wachsen.
Jetzt erst mal eine kleine Pause machen und aus einigen Metern den Strauch betrachten. Kann ich gut durch den Stauch sehen, oder ist er noch verdichtet? Wirkt er unordentlich, weil er sehr lange Triebe hat, die unharmonisch auffallen oder herausfallen? Weiter geht es.
4. Alle Triebe, die sehr lang sind, auf das allgemeine Höhenniveau einkürzen. Dabei sollte man bedenken, dass starke Äste, die sehr stark eingekürzt werden, sehr vital wieder ausschlagen.
5. Zum Schluss nun kommt der "Feinschnitt" wie beim Frisör. Kleine, feine Austriebe tragen kaum Blüten und verdichten nur den Strauch...weg damit. Sie sind wie Ponyzotteln. Viele sich verjüngende Verästelungen am Ende eines Triebes bedeutet "Ende im Gelände". Wenn man möchte, dass sich der Strauch weiter entwickelt, sollte man bis auf eine starke Verästelung die schwachen Enden wegkappen.
Und nun wieder eine Pause machen und aus ein paar Metern Entfernung das Werk betrachten. Es ist gelungen, wenn keine Zweige sich mehr berühren und es licht und luftig wirkt. Die Form hängt dabei von der eigenen Wuchsform der Rose ab. Grundsätzlich sollte nicht mehr als ein gutes Drittel der Ausgangshöhe weggenommen werden.
Und nun, um die Angst vorm Schnitt zu nehmen: Auch historische Rosen vertragen und mögen einen beherzten Schnitt. Vor ein paar Jahren bat ich einen Gärtner, er möge bitte meine Hecken schneiden. Ich meinte damit aber nur die Buchsbaumhecken um die Rosenbeete. Er hatte das offensichtlich missverstanden und war mit der Heckenschere und einer Motorsäge auch bereits in einige meiner Rosenbüsche gefahren. Zu meiner Erleichterung schlugen alle Rosen wieder fleißig neu aus.
Und so etwas kann weg |
Und so etwas kann weg:
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