"Austin Rosen, englische Rosen, alte Rosen, historische Rosen, Teerosen, Polyantharosen, Kletterrosen, Romantikrosen und was waren nochmal Bauernrosen? Hagebuttensträucher habe ich auch..."
Einige Begriffe, kurz erklärt
Rosenklassen: eine Einteilung in verschiedene Gruppierungen nach Eigenschaften wie z.B. Wuchsform, Blühverhalten, Herkunft etc.
Alba-Rosen: wurden wahrscheinlich schon bei den Römern und Griechen kultiviert. Sie wachsen zu dichten großen Büschen heran, die malerisch überhängen. Sie sind einmalblühend, robust und blühen mit wunderbarem Duft in den Farben weiß bis rosa. Das Laub der Alba Rosen hat einen charakteristischen graugrünen Farbton und wenn man mit dem Finger über das Blatt wischt, gibt es einen matten, wächsernen Glanz.
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Maidens Blush 15. Jahrhundert |
Rosa Centifolia: oder auch Zentifolie, hundertblättrige Rose, Kohlrose (klingt fast so schlimm wie Essigrose) genannt. Die Zentifolien entstanden gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Holland, der genaue Ursprung ist nicht bekannt. Die runde, opulent gefüllte Blütenform und der betörende Duft der Zentifolien erfreuten sich schnell großer Beliebtheit, die klassische Zentifolie "Centifolia Major" findet man auf zahlreichen flämischen und holländischen Gemälden der Zeit
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Cornelis van Spaendonck, Stilleben |
Zentifolien haben einen lockeren, überhängenden Wuchs, sie blühen einmal überreich und brauchen viel Futter und einen sonnigen Standort.
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Centifolia Variegata, vermutl, 1845 |
Damaszener Rosen Es gibt Vermutungen, daß die Damaszener Rosen schon um 1000 vor Christus auf der Insel Samos angebaut wurden, aber erst viel später durch die Kreuzzüge ihren Weg von Damaskus (im heutigen Syrien) nach Europa fand. Bis heute findet ein Großteil der Rosenölproduktionein in Syrien statt. Die Damaszener Rosen sind meist robust, bilden schöne buschige Sträucher und erblühen gefüllt in den Farben weiß bis rosa. Fast alle Sorten duften himmlisch, da kann man schonmal hintenrüberkippen, wenn man seine Nase in eine Blüte hält.
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Madame Hardy, 1823 |
Damaszener Rosen blühen einmal für 3 bis 5 Wochen. Der Dichter Virgil erwähnt allerdings schon vor Christus eine Rose, die er zweimal im Jahr erblickte, damit ist die sogenannte
"Herbst-Damaszener" gemeint. Diese Rose war in Europa für lange Zeit eine der ersten öfterblühenden Sorten, die unter den Adeligen und Wohlhabenden ein begehrtes Sammlerobjekt darstellte, erstmals dokumentiert wurde sie 1633 in Italien. Ihren besonderen Status zur damaligen Zeit kann man auch daran sehen, daß sie über 20 verschiedene regionale Namen erhielt, von Rosa Damascena semperflorens bis hin zum poetischen Namen
"Quatre Saisons"-Vier Jahreszeiten, ein Hinweis auf die Besonderheit ihres Öfterblühens.
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Rose Quatre Saison, Bild: RoseBiblio |
Gallica Rosen: die Gallica-Rose (auch Essigrose genannt, pfui, was für ein häßlicher Name) ist die europäische Urahnin vieler unserer Gartenrosen. Bereits bei den alten Römern wurde sie medizinisch eingesetzt, im Mittelalter war die Gallica officinalis, die Apothekerrose weit verbreitet. 1538 wurde erstmals ein gestreifter Sport der Apothekerrose erwähnt, der Versicolor oder Rosa Mundi genannt wird. Diese Rose war von entscheidender Bedeutung für die weitere Züchtung, sie gab unzähligen nachfolgenden Rosensorten ihre Streifen weiter, 2009 wurde sie zur Weltrose gekürt.
Im 19. Jahrhundert waren die neuesten Gallica Züchtungen der "dernier cri" und die Händler warfen hunderte von neuen Sorten auf den Markt, doch durch die Einführung der öfterblühenden Portlandrosen wurden die Gallica Rosen dann wieder verdrängt.
Bis heute sind die Gallicas extrem dankbare und lohnende Rosen: sehr gute Winterhärte, quasi keine Anfälligkeit für Pilze, sie gedeihen auf quasi jedem Boden, blühen einmal überreich und lange, duften herrlich und ihre Farbschattierungen von zartestem weiß bis hin zu schwärzlichem violett gibt es in keiner anderen Rosenklasse.
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Louis Phillipe, 1824 |
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Charles de Mills |
Edelrosen: Hybridenzüchtungen der Teerosen, meistens bleiben sie eher geringtriebig und bilden keine Büsche aus, sie sind dauerblühend und meist recht anspruchsvoll. Hier ist der Rosenschnitt auf fünf Augen angebracht, ohne diesen drastischen Rückschnitt werden sie blühfaul.
Beetrosen: sind meistens Edelrosen mit Musltiflora gekreuzt, die Blüten sind also oft etwas kleiner und stehen in Dolden, sie verzweigen sich buschiger, als die Edelrosen, es gibt zwischen Beet- und Edelrosen allerdings oft kaum Unterschiede, Floribunda Hybriden zum Beispiel sind Kreuzungen zwischen Edel- und Beetrosen.
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Tomtom, Floribunda von 1957 |
Englische Rosen: Der Rosenzüchter David Austen begann vor ca 40 Jahren, Edelrosen mit historischen Rosen zu kreuzen, sein Ziel war es, die voll gefüllte nickende Blüte und den Duft der historischen Rosen mit der Fähigkeit des Dauerblühens zu kombinieren. Seine Züchtungen waren damals eine absolute Novität. Viele Züchter sprangen auf diesen Erfolgszug auf, daraus entstanden die sogenannten
Romantik- oder Nostalgierosen. Bei diesen Sorten gibt es sehr gute Rosen und auch viele, die anfällig für Pilze sind, oder unserem rauhen Klima nicht gewachsen sind. Das Blattwerk ist meist glänzend und dicker, als bei den historischen Rosen.
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Eden 85 |
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David Austin Rose Geoff Hamilton von 1997 |
Kletterosen: hier unterscheidet man zwischen Kletterrosen und
Ramblern. Kletterrosen sind Rosen, die sich durch ihre langen und steifen Triebe gut zum Beranken von Wänden oder Mauern eignen. Sie brauchen eine Kletterhilfe und müssen angebunden und geleitet werden, viele Sorten sind öfterblühend und ihre Blüten sind häufig groß und prachtvoll.
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Kletterrose Sympathie, 1964 |
Rambler sind weichtriebiger, flexibler und haben hakenförmige fiese Stacheln, mit denen Sie bis zu 10m Höhe oder Breite erreichen können. Sie eignen sich gut zum Beranken von Mauern und Bäumen und blühen meistens einmal überreich in Dolden. Die einzelne Blüte ist meist klein.
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Ghislaine de Feligonde |
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Ghislaine de Feligonde von 1916 |
Bourbon Rosen gehören zu den historischen Rosen. Ihr Name leitet sich von der Insel Ile de Bourbon (Reunion) ab. Von dort wurde 1817 ein Sämling mit gebracht aus dem die Zucht dieser Rosensorte gelang. Bourbon Rosen besitzen die Fähigkeit, nach einem ersten Flor im Frühsommer, im Herbst etwas nach zu blühen. Der meist aufrecht wachsende Strauch wird um 1,50 und größer, ist dicht belaubt. Das Laub ist von sattgrüner Farbe.
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Honorine de Brabant von 1840 |
China Rosen sind die vermutlich ältesten, kultivierten Rosen, die uns bekannt sind. Diese Rose kam über die Seidenstraße bis nach Europa. Die China Rose verfügt über die Fähigkeit lang und ausdauernd zu blühen, oft vom Frühsommer bis zum Winter. Leider ist ihr Habitus eher etwas schmächtig, mit wenigem, kleinen unscheinbaren Laub versehen und der Duft ist sehr zart. Der dankbare Vielblüher ist leider nicht sehr winterhart und benötigt viel Zusatzfutter. Durch Kreuzungen mit ihr entstanden viele neue Rosensorten.
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Sophie's Perpetual um 1700 |
Polyantha Rosen: diese Rosenklasse entstand etwa zeitgleich zu den Teehybriden, die Züchter selektierten allerdings mit Hinblick auf buschigen, niedrigen Wuchs, klare, leuchtende Farben und kleinere Blüten in Dolden. Heute fasst man diese Gruppe mit den Floribunda Rosen in einer Klasse als Beetrosen zusammen.
Zwischen 1875 und ca. 1939 entstanden unzählige
historische Polyanthas, die meisten halb oder einfach gefüllt blühen. Viele dieser Sorten sind bis heute lohnend für Vordergrundpflanzungen. Da sie noch nicht so stark hybridisiert sind und aufgrund ihres niedrigen Wuchses alle Kraft in die Blüte investieren können, sind sie oft dankbare und gesunde Dauerblüher, die in Gruppen gepflanzt am besten zur Geltung kommen und sich schön mit historischen Einmalblühern kombinieren lassen. Bei den meisten Sorten ging der Duft im Züchtungsprozess verloren, das ist aber auch in diesem Fall nicht weiter schlimm, man müsste sonst ständig auf dem Boden robben, um an den Blüten zu schnuppern. Fast alle Sorten sind geeignet für die Kübelhaltung.
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Heinrich Karsch, 1927 |
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Souvenir d'Alphonse Turc, 1927 |
Portlandrosen: die Portlandrosen sind wahrscheinlich aus einer Kreuzung der Herbst Damaszener und der Gallica Rosen entstanden. Die erste Portland Rose wurde der Legende nach von der 'Duchess of Portland' in der Nähe von Salerno entdeckt und nach England eingeführt. Ihre Beliebtheit im 19. Jahrhundert führte zu über 80 Züchtungen, von denen leider nur noch ca. ein Dutzend erhalten geblieben ist. Charakteristisch ist ihr kompakter, gedrungener Wuchs, selten werden sie höher als 1,50 m. Sie haben eine gute Nachblüte, die Blüten sitzen direkt im Laub mit sehr kurzem Stiel in geselligen Zweier- oder Dreiergruppen, alle Sorten duften köstlich. Durch ihre Gesundheit und das zuverlässige Remontieren sind die meisten erhaltenen Portlandrosen für Rosenanfänger bestens geeignet.
Mit dem Siegeszug der Bourbon- und Remontantrosen kamen sie Ende des 19. Jahrhunderts aus der Mode.
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Yolande d'Aragon, 1843 |
Remontantrosen: Diese Rosenklasse ist ein buntes Durcheinander aller bisher bekannten Rosenklassen. Wie der Name sagt lag der Hauptfokus der Züchter auf dem Öfterblühen, auch die einzelne Blüte sollte besonders groß und prunkvoll sein. Bei dieser Prämisse waren Gesundheit und Wuchs zweitrangig und so gibt es unter den Remontantrosen viele Sorten, die zwar wunderschön und duftend blühen,aber sparrig wachsen, Sternrußtau- und Rostmutterschiffe sind oder vor sich hin mickern, wie es bei vielen der zugegebenermaßen hinreißend schönen weinroten Sorten der Fall ist. Die Rosenkennerin Christine Meile bezeichnete die Rosen dieser Klasse sehr treffend als "Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Rosen", ein paar wirklich gute Sorten gibt es aber, die, die wir kennen, werden wir euch vorstellen.
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Reine des Violettes, 1860 |
Rugosa Rosen stammen ursprünglich aus Ostasien. Ihr Name bezieht sich auf ihr "runzeliges" Laub an der man sie sofort erkennt. Dazu ist sie auch extrem wehrhaft mit einer großen Anzahl von Stacheln ausgestattet. Der Strauch wächst stark verzweigt bis zu 1,50m Höhe, vermehrt sich gerne und oft mit unterirdischen Ausläufern und eignet sich bestens für undurchdringliche Hecken. Dornröschens Hecke bestand gewiss aus dieser Rosensorte, denn in einer Rugosa-Hecke bleibt jeder Prinz hängen. Es ist eine anspruchslose, einmal blühende Rose, die armen Boden verträgt und auch salzhaltige Böden nicht krumm nimmt. Im Winter trägt sie schöne Hagebutten. Mittlerweile gibt es neuere Züchtungen die öfterblühend und trotzdem robust sind.
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Blanc Double de Coubert von 1892 |
Hagebutten: Früchte der Rosen
Dornen: Rosen haben
Stacheln, keine Dornen, auch wenn "Maria durch ein Dornwald ging"...
Bauernrose: damit ist eigentlich die Pfingstrose gemeint, gelegentlich auch eine Alba Rose oder lokal verbreitete Fundrose, die in den Gärten stand und durch Verschenken von Ausläufern weiter verbreitet wurde.
Remontieren: Die Fähigkeit einer Rose, nach dem ersten Blütenflor zwischen Ende Mai bis Juli erneut zu blühen, also eine sogenannte Nachblüte hervorzubringen. Aus dem französischen entlehnt, "remonter= wieder auffahren, wieder erscheinen". Remontieren bedeutet meist eine geringere Nachblüte, schafft eine Rose einen stärkeren zweiten oder gar dritten Blütenflor, bezeichnet man das als
Öfterblühen, Rosen die nie ohne Blüte sind, nennen wir
Dauerblüher.