Montag, 17. April 2017

Kurioses aus dem Leben eines Sammlers...oder, was blüht denn da

Als ich Anfang der 90ziger Jahre begann, meinen Garten mit historischen Rosen zu füllen, gab es in Deutschland nicht viele Züchter, die alte Rosen in ihrem Sortiment führten. Doch von denen, die solche Schätze vertrieben, ließ ich mir die Kataloge schicken und schwelgte dann in den Fotos und den Beschreibungen. Eine Rose, die mein Verlangen weckte, die musste in meinen Garten ziehen: Reine des Violettes. Eine Remontantrose von fantastischen, morbiden Lilaton, die auch noch remontiert! Also, bestellt, gepflanzt mit Blick auf das nächste Frühjahr in freudiger Erwartung.
Entgegen der Beschreibung wuchs die Wurzelnackte ungeheuer vital und schoss in die Höhe und blühte bereits im 1. Jahr üppig mit eher kleinen, fast schwarzlila Blüten von feinen, leichten Rosenduft...allerdings nur einmal, dafür aber wurde der Strauch breiter und höher und fing an, überall Ausläufer zu treiben - quer durch das ganze Beet und durch die angrenzenden Rasenflächen. Selbst das Abmähen mit dem Rasenmäher schien ihre Lust an der hemmungslosen Ausbreitung nicht zu hemmen, sondern eher zu beflügeln.
Beim Anruf in der Rosenschule, von der ich dieses Wunderwuchergewächs erworben hatte, wurde mir mitgeteilt, wahrscheinlich hätte ich die "dunklere Ausgabe" der Reine des Violettes von ihnen erhalten mit dem Synonym "Centifolia a fleurs doubles violettes" und diese gehöre zur Gruppe der Remontantrose, remontiere aber nicht.
Nach kurzer Zeit hatte die Rose schon dieses Ausmaß erreicht

Da beschloss ich, einige Blüten und einen abgeschnittenen Trieb hübsch in feuchter Erde verpackt, zwecks Bestimmung der Rose, nach Sangerhausen zu schicken und bekam nach einiger Zeit die Antwort: Bei meiner Rose handele es sich um eine sehr alte Gallica, die nicht weiter zu bestimmen sei. Hier kommt ein Farbvergleich und Größenvergleich, denn leider gelingt es nicht immer Rot - und Lilatöne authentisch darzustellen. Im Aufblühen ist sie rötlicher und dunkelt dann stark ein.

Frisch aufgeblühte Blüte mit einfacher lila Clematis






Der Strauch im Hintergrund, vorne Blüten von Eugene Fürst
Mittlerweile begnügte sie sich schon lange nicht mehr mit dem Platz im Beet, den ich ihr zugewiesen hatte, sondern wanderte über erstaunliche Distanzen unterirdisch in meinem Garten umher, um immer wieder, mal hier, mal dort, mit einem Ausläufer unvermittelt aufzutauchen. Nicht nur, dass sie extrem wuchfreudig ist und locker 4 Quadratmeter füllen kann...sie ist dazu noch völlig gesund, resistent gegen Pilze und Rasenmäher. Ich erwartete schon den Moment, an dem sie eines Morgens an die Terrassentüre klopfen würde. Deshalb erhielt sie von mir den Namen "Lila U-Boot".

Der Strauch blüht relativ spät für circa 4 Wochen


Eine späte, lange und überreiche Blüte



Und so habe ich ihre Ausläufer an interessierte Rosenfreunde von mir verschenkt...auch an meinen Rosenfreund Rosenrot, der u.a. über eine außerordentlich große Sammlung von Gallicas verfügt. Und als das "Lila U-Boot" zu blühen anfing, verglich er alle seine Gallicas in Blüten, Austrieb und Laub mit dem  "Lila U-Boot" und entdeckte eine ungeheuerliche Übereinstimmung, fast wie bei eineiigen Zwillingen, mit der Rosier Eveque.

Links: Centifolia a fleures de doubles Violettes (Lila U-Boot Ableger aus meinem Garten) Rechts: Rosier Eveque
Nun, vielleicht hat das "lila U-Boot" jetzt endlich einen hübschen Namen bekommen... der lautet aber höchst wahrscheinlich  nicht Reine des Violettes und eine Reine des Violettes habe ich immer noch nicht in meinem Garten.
Schön ist sie, wie auch immer nun ihr Name sei